Das Lange Schwert
Eine Waffe für zwei Hände
Das Lange Schwert ist die hohe Kunst und steht in der Regel am Ende der Fechtausbildung. So beschreibt es auch die älteste Handschrift der Liechtenauerlehre.
Als langes Schwert bezeichnet man zweihändig geführte Schwerter. Es gibt verschiedene Theorien, warum sich seit dem 14. Jahrhundert das Lange Schwert solcher Beliebtheit im zivilen Gebrauch erfreute. Eine davon behauptet, dass der Schild aufgrund der neuen Plattenharnische überflüssig wurde und somit die linke Hand frei wurde, um das Schwert zweihändig zu führen. Tatsächlich bezeugen uns viele zeitgenössische Bilder des 12. - 14. Jahrhunderts, das in militärischen Auseinandersetzungen vorzugsweise einhändige Schwerter genutzt wurden, die aber auch beim Kampf mit Schwert und Schild zu Fuß zweihändig genutzt werden konnten. Dazu wurde der Schild auf den Rücken gehangen oder am Schildarm festgeriemt, um das Schwert mit zwei Händen fassen zu können. Tatsächlich wurden die Klingen kaum größer. Lediglich die Griffe (Gehilze) wurden länger. Die insgesamt längeren Schwerter boten nun auch die Möglichkeit noch effektiver als Hebelwaffe eingesetzt werden zu können. Ein längeres Schwert bot bei "Halbschwerttechniken", bei welchen das Schwert in der Mitte der Klinge mit der Schildhand gegriffen wurde, einfach eine bessere Hebelwirkung und Kontrolle. Da man auf dem Schlachtfeld jedoch zum Großteil eher schlecht gepanzerte Gegner zu erwarten hatte, musste das Schwert trotzdem Hiebfähig bleiben. Daher entwickelte sich eine Waffe, die sowohl Hiebe und Stiche als auch Halbschwerttechniken ermöglichte. Das lange Schwert!
Da das Lange Schwert sowohl zu Pferd, als auch zu Fuß gführt werden konnte, war es eine Waffe des Rittertums. Dies war sicher ein Grund, warum sich die Waffe nach und nach bei dem nach Gleichstellung suchenden Bürgertum als Zeichen des Standes verbreitete. In seiner zivilen Variante diente die Wafee vorzugsweise dem Duell. Bei diesen Duellwaffen wurden die Klinge immer länger, wodurch sie für ein militärisches Szenario oder den Ernstkampf nahezu unsinnig waren. Später wurde das Lange Schwert vom Rapier als Duellwaffe abgelöst. Es diente allerdings noch viele Jahre zur "Grundausbildung" der Fechtschüler.
Eine Abbildung von Techniken aus dem Kampfbuch Cod.icon. 394a des Meisters Hans Talhoffer von ca. 1467.
Zentrale Darstellung zum Langen Schwert aus Meister Joachim Meyers Lehrbuch von 1570.
Darstellung von Techniken des Fechtmeisters Paulus Kal aus einer Kopie des frühen 16. Jahrhunderts (Solothurner Fechtbuch (Cod.S.554)).
Eine Variante des Twerhaus im "Cluny Fechtbuch" (MS CL23842) auf Folio 18r.